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zu. Der Spital ist ein einfaches Gebäude am nördlichen Ende des Dorfes.

Die Einwohner von mittlerem Körperbau, dabei kirchlich, ordnungsliebend und sparsam, werden vielfach durch den auf den steilen Berghalden anstrengenden Feldbau gebrechlich. Die Hauptkrankheiten sind Leiden der Brust- und Athmungsorgane und des Unterleibs. Gegenwärtig sind 6 Personen über 80 Jahre in dem kleinen Dorfe.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht. Der Wohlstand ist mittelmäßig. Der vermöglichste Einwohner besitzt 60 Mrg. der Mittelmann 15, der kleine Mann 2 Mrg. Nur die gewöhnlichen Handwerke sind vertreten. Ein Kaufmann und ein Krämer versehen den Ort mit den nothwendigen Waaren. Die früher fürstliche Bannmühle hat 4 Mahl- und einen Gerbgang. Die Ziegelhütte, früher auch mit Bannrecht ausgestattet, trägt die Jahreszahl 1564. Eine Färberei hat in der Umgegend ziemlichen Absatz. Außer der Bierbrauerei mit Wirthschaftsgerechtigkeit bestehen noch 2 Schildwirthschaften. Früher hatte Döttingen auch eine Badstube, jetzt das Haus des Heinr. Frenz, in dessen Stall noch eine Säule die Jahreszahl 1594 und die Zeichen B. K. und M. M. trägt.

Dem Verkehr dient die schöne Staatsstraße nach Waldenburg und die 1879 verbesserte Korporationsstraße von Hall nach Künzelsau.

Über den Kocher führt eine schöne steinerne Brücke, früher im Scherz der Schleifstein genannt, über den Bach drei steinerne Brücken und drei hölzerne Stege.

Die Markung ist unregelmäßig gegliedert und mittelgroß, ein großer Theil kommt auf die steilen Berghänge des Kocherthals. Die Sommerseite ist hitzig, das Thal hat Sandboden, sonst ist Kalkerde vorherrschend. Die Äcker sind steinig. Das Klima gehört zu den milderen des Kocherthals, die Sommertage sind in dem engen Thal ungewöhnlich heiß.

Der Weinbau gieng nach und nach ganz ein.

Das Obst gedeiht gerne und die Obstzucht ist seit dem Abgang des Weinbaus in stetigem Zunehmen. Besonders der Ertrag an Äpfeln ist gut.

Der Gemeindewald mit 130 Morgen liefert jährlich 130 Rm. und 2000 Wellen; der Erlös dient zur Schuldentilgung der Gemeinde.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_511.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)