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Westseite in den Felsen hineinragt und sehr feucht ist, hat eine gewölbte und bemalte Decke von Holzgetäfel mit Arabesken. Der größere Eingang gegen Süden hat einen rundbogigen Thürsturz. Die kleinere Thüre gegen Dörzbach wurde wohl später eingebrochen. In der Kapelle befindet sich auf der einen Seite der Altar St. Wendels und St. Veits, der entsprechende Seitenaltar ist abgebrochen. Außen zwischen den größeren Fenstern und dem Chorpfeiler gegen Hohebach liest man die Jahreszahl 1511. Nebenan steht das Meßnerhaus, unter dem eine Quelle aus dem Felsen entspringt.

Die Sage läßt die Kapelle von einem Schäfer, der einen Schatz gefunden habe, gestiftet sein. Über dem Chor erhebt sich ein kleines Thürmchen, dessen Glocke nach Dörzbach versetzt und dort beim ersten Läuten zersprungen sein soll. Hinter der Kapelle führt ein steiler Pfad am Felsen aufwärts. Hier stand früher eine Wohnung, noch sind die Spuren eines Dachgiebels am Felsen sichtbar. Dann gelangt man zu einer rauchgeschwärzten Höhle, mit einer Fensteröffnung, die gemauert war. Hier soll eine berüchtigte Vagabundin, das „Peitschenbabele“ (cfr. Sibyllenloch), gehaust haben. Später wohnte nach Schönhuth ein Klausner hier, der in einer zweiten Grotte seine Küche hatte. Urkundlich erscheint das „Käpellein zum Stein“ 1478 im Besitz der Herren von Bachenstein und war würzburger Lehen. Wahrscheinlich ist es nicht viel früher gebaut. Der Pfarrer von Dörzbach hatte dort Gottesdienst zu halten, wie dies noch in der Urkunde 1561 ausgesprochen ist. Am 20. Okt. war eine Wallfahrt zu St. Wendels Altar. Im 17. Jahrhundert zog die ledige Jugend von Hohebach am Palmsonntag nach der Kapelle, um dort Passionslieder zu singen, was wegen Streitigkeiten mit der Dörzbacher Jugend abgestellt wurde. Die Kapelle mit dem sie umgebenden Wald gehört der Stiftung Dörzbach, welche die Kapelle und das Meßnerhäuschen zu unterhalten hat.


Von abgegangenen Orten sind zu erwähnen: Der Albertshof, zwischen der St. Wendelskapelle und dem Meßbach auf der Hochebene gelegen, war von Albrecht Ludwig v. Eyb, dessen Namen er trug, um 1700 gebaut und Eigenthum der Herren v. Eyb, aber 1855 wurde er wegen Baufälligkeit und anderer Bewirthschaftung der Güter abgebrochen.

Rorthal (das rohrbewachsene Thal), auf der Flur Rythelweiler zwischen Ailringen und Dörzbach gelegen, gehörte ursprünglich den Herren von Dörzbach, von welchen es ohne Zweifel durch Erbschaft an die Herren von Veinau und von diesen an die Schwiegersöhne Conz v. Veinau, Wilh. v. Klepsheim und Wiprecht v. Tann gelangte. Peter von Tann verkaufte es an Heinrich Boxberger und dieser an die Heiligenpflege zu Ingelfingen. 1498 war der Weiler öde, daher er auch 1582 Wüstenweiler heißt, Staatsarch. Der Zehnte war würzburgisches Lehen und Zubehör der Herrschaft Dörzbach. Schönthal hatte 2 Sri. Korn und 2 Sri. Haber Gült (Jurisdikt.). Ebenso hatte Gnadenthal Einkünfte in R.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_507.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)