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als höchsten Ertrag 12 Hektoliter milden, ziemlich süßen Weins. Die nördlichen Abhänge Altenberg und Dorfberg sind die geschätztesten Lagen. Der Weinpreis der letzten 10 Jahre war 60–70 M. Der Absatz noch Außen nimmt etwas zu.

Auch die Obstzucht ist in bedeutender Zunahme begriffen, denn das Obst geräth gerne. Äpfel und Zwetschgen herrschen vor.

An Gemeindewald sind 400 Morgen Laub- und gemischte Waldungen vorhanden. Der Jahreserlös aus 50 Klafter Holz und 10.000 Wellen fließt in die Gemeindekasse.

Zur Weide dient Brach- und Stoppelfeld. Die Weiden sind gut und werden mit einheimischen Schafen befahren. Die Gemeinde erzielt aus dem Pacht der Weide 1200 M., aus der Pferchnutzung 600 M.

Außerdem hat die Gemeinde einige Wiesen, die zu 1000 M. verpachtet sind.

Schafe von Bastardrace halten die Ortsschäfer im Sommer 300, im Winter 500 Stücke. Die Wolle geht auf den Wollmarkt in Heilbronn, die Schafe an die Händler.

Schweinezucht wird in großer Ausdehnung betrieben. Es werden jährlich ca. 500 Ferkel Haller Race abgesetzt. Mastung geschieht vorwiegend für den eigenen Bedarf.

Die Bienenzucht hebt sich ein wenig, aber langsam.

Das Fischrecht in der Jagst gehört den Freiherrn v. Eyb, welche dasselbe um 25 M. verpachten.


Alterthümer. Auf der Flur Röthelweiler und der Höhe zwischen Ailringen und Dörzbach lag der 1498 schon öde Weiler Rohrthal, 1598 auch Wüstenweiler. Von Ailringen führte dahin der Eselspfad. Etwas weiter zurück ist eine reiche Quelle, welche dem Weiler das Wasser lieferte (Mitth. v. Ailr.). Vor 50 Jahren fand sich noch einiges Gemäuer. Im Wald Höllwedel, ebenfalls auf der Höhe des rechten Jagstufers, weist noch eine große Vertiefung (verschütteter Brunnen) und Mauern daneben auf den abgeg. Dürrenhof. Auf der Flur „Armenruhe“ nördlich von Dörzbach auf dem ersten Thalvorsprung findet sich noch ein Pflaster. Auf dieser Stelle soll nach der Sage ein Schloß gestanden haben, wo jeder Reisende drei Tage verpflegt wurde.

Wahrscheinlicher ist hier die Stelle der durch Mich. de Leone sicher beglaubigten Frauenklause, an die auch die Klosenwiesen erinnern, s. Ruland, Die Ebracher Handschrift des Mich. de Leone

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_489.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)