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Das Pfarrhaus liegt in einem kleinen Seitengäßchen inmitten seiner Gärten. Es ist 1702 neu erbaut und 1857 von der Stiftungspflege, welcher die Baulast obliegt, wohnlich umgebaut worden.

Das Rathhaus, zugleich ein Lehrzimmer und die Wohnung des einen Lehrers enthaltend, steht auf dem schönen, freien Platz hinter der Kirche. Es wurde 1816 neu erbaut. Ein zweites Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und anstoßend die Wohnung des ersten Lehrers hat die Gemeinde an der Hauptstraße 1863 erbaut und zweckmäßig eingerichtet.

An öffentlichen Gebäuden sind noch ein Armenhaus und Schafhaus in der ehmaligen Kelter vorhanden. Von der der Stiftung gehörigen St. Wendelskapelle s. unten.

Das hervorragendste Gebäude des Ortes ist das Schloß der Herren von Eyb, zwischen der Kirche und der Jagst gelegen. Umgeben von Gärten, mächtigen Bäumen, dem theilweise erhaltenen Burggraben ist der vielgestaltige Bau ein reizender Edelsitz. Durch mancherlei Umbau hat es im Lauf der Zeit großentheils das alterthümliche Aussehen abgestreift und ist jetzt ein überwiegend modernes Gebäude, wie denn der nördliche Flügel erst in den letzten Jahren erneuert wurde. Zu dem ältesten Theil gehört der nordöstliche Thurm. Der nördliche Theil, das Vordertheil des Schlosses genannt, war 1526/27 durch Meister Apelt von Künzelsau für Valentin von Berlichingen erbaut worden s. Reg. 1527. Die von Schönhuth erwähnte Zahl 1526 über einer Stallthüre ist nicht mehr vorhanden. Dagegen ist an der westlichen Plattform mit dem Haupteingang die Zahl 1567 mit Rosen angebracht. Im Ostflügel befindet sich der große, übrigens schmucklose und unbenützte Rittersaal. Das Schloß ist in verschiedenen Theilen an die Linien des freiherrlichen Hauses von Eyb vertheilt. Der östliche und südöstliche Theil gehört den bayrischen Linien und zwar 3/4 davon der Linie zu Rammersdorf, 1/4 der zu Eierloh. Der nördliche Theil aber der Dörzbacher Linie in ihren beiden Zweigen. Über dem Schloßthor befindet sich die Jahreszahl 1591, an dem 1804 mit Benützung alter Theile wieder aufgebauten Verbindungsgang die Jahreszahl 1567. Ein Thörchen auf der Südseite der Umfassungsmauer, das jetzt zugemauert ist, heißt das Bischofsthor, wahrscheinlich zu Ehren Johann Martins v. Eyb, Bischofs zu Eichstädt 1697–1704.

Quellen sind auf der ganzen Markung zahlreich vorhanden,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_486.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)