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1 Loth Zucker und etwas Vanille dazu, und wenn alles dieß gut abgerührt ist, macht man mit diesem 1 Pfund Mehl, welches während dem Abrühren des Gesagten sich in einem Weidling erwärmt hat, zu einem Teig an, und nachdem dieser gesalzen vorden, schlagt man ihn mit dem Kochlöffel so lange, bis er Blattern wirft. Dann gibt man diesen Teig auf ein mit Mehl bestaubtes Nudelbret, valgt ihn halbfingerdick aus, sticht runde Plättchen davon und legt diese auf ein mit Mehl bestaubtes Tuch, deckt sie mit einem andern Tuche leicht zu und läßt sie an einem lauwarmen Orte gut aufgehen. Alsdann gibt man Rindschmalz, in eine Rein, läßt es zergehen, aber nicht zu stark erhitzen, und legt die Plättchen hinein, so daß die nicht auf dem Tuch gelegene Seite nach unten kömmt, dann deckt man die Rein mit einer Hafendecke zu, läßt sie backen und kehrt darauf die Krapfen in der Reyn um, damit die erst obere Seite zu unterst kömmt, und nach erlangter schöner Farbe nimmt man sie mit einem durchlöcherten Backlöffel heraus, damit das Fett gehörig abrinnen kann. Auf diese Art erhält man gute Krapfen, die mit Zucker bestreut und warm aufgetragen auf jeder Tafel ihre Würdigung finden werden.»

Obwohl dieses Recept mit keiner Unterschrift versehen war, konnte ich doch annehmen, daß es von der Frau Gutgeld sey. Ich ging alsbald dahin, mich wegen des gestrigen Ausrufs zu entschuldigen und zugleich meinen Dank für diese Zusendung abzustatten. »O nein,« gab mir diese Frau lächelnd zur Antwort, »das Ihnen übermachte Krapfen-Recept ist von ganz anderer Hand als von mir.« In demselben Augenblick trat ein junges Frauenzimmer herein, bey dessen Anblick ich dergestalt in Verlegenheit gerieth, daß ich Mühe hatte, das gegen mich gerichtete Gruß-Compliment gehörig zu erwiedern. Sie ging in das Nebenzimmer. »Sehen Sie,« sagte Frau Gutgeld zu mir, »dieses Mädchen hat die gestrigen Krapfen gebacken und das Recept davon für mich geschrieben. Sie weiß nicht, daß ich es Ihnen zugesendet habe. Sie ist eine Tochter von meiner Schwester, welche in einer nahen Provinzstadt vereheligt ist und ihr erlaubt hat, einige Tage in diesem Fasching bey mir zuzubringen.« 

Ich wußte genug, eilte nach Hause, und dieses Mädchen, — ja, — ist nun meine Braut!

»Also eine Heirath durch Krapfen.« 




Wien.
Gedruckt und zu haben bey Johann Nep. Fridrich.
(Josephstadt, Kaiserstraße, Nr. 37.)
Empfohlene Zitierweise:
Corbinianus Fasching: Berühmte Krapfen-Recepte und die Heirath durch Krapfen. Johann Nep. Fridrich, Wien 1850, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ber%C3%BChmte_Krapfen-Recepte_und_die_Heirath_durch_Krapfen.pdf/3&oldid=- (Version vom 14.2.2021)