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ein gewöhnliches Kleidungsstück trennt und benutzt. Vom Dämon ergriffen fällt er nieder und speit Blut, dabei fallen die Füße in das Feuer und pedes cum pedulibus ignis pariter devoravit (Patrum VIII 5). Hierher gehört auch noch die Erzählung von dem Bischof in Brioude, der durch sein Gebet einen furchtbaren Sturm entfesselt um die hartnäckigen Heiden zu strafen und zur Bekehrung zu zwingen (Juliani 6). Durch Erdbeben, Blitz und Donner straft Andreas seine Verfolger und besonders eine Mutter die ihren Sohn verleumdet (Andreae 4). Strafe durch Blitz kommt auch in den Sagen der neueren Zeit noch vor. Auf der Straße von Clermont nach Tours im Berry bei la Croix Moquée hatten Arbeiter aus der Auvergne im Übermut den Stamm des Kreuzes angesägt. Mais à peine le fer effleura-t-il le bois sacré que l’on en vit jaillir des gouttes de sang et que les deux sacrilèges, frappés de la foudre, furent engloutis dans un abîme qu’elle ouvrit sous leurs pieds. In ruhigen Nächten hört der Wanderer noch das unterirdische Geräusch einer Säge (Laisnel de la Salle II 96.) Ein sehr belehrendes Beispiel findet sich im Coronement Looys 515 ff. Vgl. Zeitschr. f. rom. Ph. XI 343. Viel häufiger sind natürlich die Fälle, in denen die Heiligen ihre Verehrer gegen die Elemente schützen. Ein furchtbares Gewitter in Brioude, bei dem der Blitz durch die Öffnung, die für die Glockenseile bestimmt war, einschlug, verletzte niemanden (Juliani 27). Wachs aus der Basilika des h. Martin löschte einen Brand (Martini I, 2); in Bordeaux wird sogar eine Feuersbrunst, ohne materielle Mittel, durch Gebet zum h. Martin gelöscht (IV 47), ein Fall der bei Gregor sehr selten ist. In Poitiers erhob Plato, ein Schüler Gregors, das Gefäß mit dem Staube vom Grabe gegen das Feuer, erweckte dadurch einen Gegenwind und schützte das Haus der Kirche (IV 32). Ähnlichen Erfolg hatte Gregor selbst (Martyrum 10). In Clermont ging der h. Gallus bei einem großen Brande mit offenem Meßbuche den Flammen entgegen und dämpfte das Feuer (Patrum VI 6). In Gregors elterlichem Hause wurde ein Balkenbrand durch die Nähe der Reliquien des Eusebius gelöscht (Conf. 3). Auf dem Gute seiner Eltern wurde ein großer Brand auf den Feldern durch Reliquien unbekannter Märtyrer beschränkt (Martyrum 83). In Thiers (Puy-de-Dôme) schützten die Reliquien des h. Symphorianus zwar nicht die aus Holz gebaute Basilika, blieben aber selbst in der gewaltigen Glut unverbrannt (Martyrum 51). Stark von biblischen Wundern beeinflußt sind wohl die Legenden über Stürme auf der See und auf Strömen, die sich auf das Geheiß der Heiligen beruhigen (Andreae 8, 21, Patrum XVII 5, Martyrum 75, 82, Martini I 2, II 17). Gegen Feuer half auch eins der Zauberlieder Wodans im Havamal (Ein Siebentes brauch ich, seh’ ich den Brand – Hoch um der Menschen Behausung, – Wie breit er auch brenne, ich bring’ ihn zur Ruh’ – Mit zähmendem Zaubergesange). Eine längere Abhandlung über die Meinungen der Bewohner von Berry über die Kunst das Feuer zu bändigen (barrer le feu) giebt Laisnel de la Salle I 254 ff. On cite des exemples prodigieux de cette faculté surnaturelle; malheureusement ceux qui barrent le feu risquent leur âme; ce qui fait que ces précieux thaumaturges deviennent excessivement rares (254). Der Verfasser weist auch noch auf das von Raphael verewigte Wunder im Brand vom Borgo hin. Wenn die Edda selbst das Wunder dem christlichen Sagenkreise entnommen hätte, so ist es doch wahrscheinlich, daß diese Feuerbesprechung schon in vorchristlicher Zeit nicht bloß im keltischen Volksglauben vorhanden war. Wie in Tirol wurden auch in Frankreich früher gegen Blitzgefahr die Glocken geläutet. Berühmt wegen ihrer Kraft waren im Berry die Glocken von Saint Phalier zu Chabris, genannt les bons chiens