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Themas, auf verschiedenen Tonstufen wiederholt, an, und nach einigen schon da gewesenen Uebergängen ergreift S. 38 das Horn die 3te Figur, während Oboe, Fagott und Flöte sich successiv mit der 2ten, als Contrapunct, einfinden. Alle Saiteninstrumente haben nun unisono die 3te Figur, und S. 42 wird wirkungsvoll wie folgt, der ungemein energische Schluß eingeleitet:

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(die untere Stimme beharrlich so fortrollend) in welchem noch einmal 8 Tacte lang als mächtiges Unisono die 3te Figur in Zweiunddreißigsteln auftaucht. S. 44 endet das ganze Thema, nur etwas erweitert, unmittelbar den ersten Satz.

Ich habe gesucht, den Inhalt desselben auf die einfachsten Principien zurückzuführen, und glaube, daß der Leser sich von jenem selbst aus dieser Darstellung eine genügende Einsicht verschaffen kann, vorzüglich, da dieser Inhalt mehr aus geistvoller Fremdbehandlung, als aus freier Erfindung besteht. Mein Urtheil ist folgendes:

Der Satz ist in Beziehung auf Themenbehandlung durchaus meisterlich, so daß es nicht wohl möglich scheint, etwas würdigeres aus den im Thema vorhandenen Figuren zu produciren. Aber eben aus Schuld dieses wenig bildsamen Themas leidet der Satz an Einförmigkeit, an zu öftern Wiederholungen, an Mangel an Abwechselung. Darum wird und kann er nie die Wirkung machen, wie andere, wenn auch noch so meisterlich an das Thema gebundene Symphoniesätze Beethoven’s; denn in diesen bieten oft ganz gewöhnliche Thema-Figuren das reichste Feld für originelle, eindringliche Erfindung dar, was bei den hier gewählten wegfällt. So ist denn der Eindruck dieses ersten Satzes ein blos energischer und großartiger.

(Schluß folgt.)



Anmerkungen (Wikisource)