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No 16. Den 24. August 1838.

Beethoven’s neunte Symphonie.
(Schluß.)

Unter fortgesetzter Behandlung der einzelnen Theile des Themas geht es immer crescendo zum Sturmgemälde S. 24. Hier nun fehlen die Worte so Gigantisches zu schildern. Der Gipfelpunct des großartigen Kampfes ist erreicht in dem Augenblick, wo gleich krachendem Donner der D-Dur-Sexten-Accord einfällt und dann unter unaufhörlichem Brausen der Blasinstrumente und der Pauken alle Streichinstrumente jene einem Blitz ähnliche Figur dazwischen schneiden . [WS 1] Und dann das unermeßliche:

[WS 2]

Ist es nicht als zögen Erd’ und Himmel gegen einander zum Vertilgungskampf? Und das Thema ist „durch nichts ausgezeichnet“? – Mehre Seiten lang tobt der Sturm so fort; endlich stürzt alles zusammen vor der Kraft der Götter. – Alles wankt – immer leiser rollt die Pauke im Orgelpunct fort, bis (S. 27, 5ter Tact) die schmerzliche Wehklage ertönt. [/] Noch einmal erscheinen alle die früheren Gedanken, noch einmal kehren strebender Muth und belebende Hoffnung zurück: – aber vergebens! Schon ist die Wurzel des herrlichen Baumes gefällt, und dasselbe Thema, das zuerst immer so himmelanstürmend einhertrat, das rieselt jetzt wehmüthig leise dem Ende zu (S. 34, 11ter T.). Seht doch, wie schmerzlich weich, wie geknickt dies Piano nach dem unmittelbar vorhergehenden Fortissimo auftritt, wie tief bewegt die Violinen ihre edle Klage ergießen:

[WS 3]

Nimmt auch das Ganze noch einmal einen heftigen Aufschwung (S. 37), so bleibt doch von alle dem nur der endliche Trost (S. 38 das Horn D-Dur), daß das Geistige nicht vernichtet, sondern nur zu veredeltem Seyn geläutert werde. Auf das kurze D-Dur folgt sogleich in ergreifender Wirkung wieder D-Moll (S. 39 die Bässe); so geht es bald zum Schlußsatz (S. 42). Diesen nun bildet ein Trauermarsch, so großartig, so wahrhaft heroisch, daß, sollte ich glauben, selbst derjenige in der Eroica ihn an Wirkung nicht übertrifft. Die dumpf rollenden chromatischen Bässe, die synkopirten Einsätze der Hörner und Trompeten mit dem D-Moll-Accord, die immer gesteigerte Wiederholung des an sich so einfachen Gedankens, – der wehmütige Triller, der vorzüglich in den Oboen so leise weint, und endlich jene schon oben erwähnte Figur in den Bässen, – das Alles bildet einen Schluß, wie er nicht passender könnte gedacht werden, um Beethoven’s

Anmerkungen (Wikisource)