Seite:Bechstein Thüringische Volksmährchen 1823.pdf/97

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

noch im bleichen Gesichte tragend, athemlos berichtete, wie der Eber, so groß fast wie ein feister Ochse, hervorgebrochen sey, 6 Hunde zerfleischt, 2 Männer auf den Tod verwundet habe, und begrüßt von Pfeilen, Bolzen und Spießen sich umgewand und wieder in das Dickicht hineingerennt sey. Wir hielten auf einem etwas freyen Platz, der Bote hatte seine Erzählung noch nicht ganz vollendet, so rauschte und schnaubte es in den Büschen, und ehe wir es uns versahen, stürzt das Unthier wie rasend heraus und auf uns zu.

Die Hunde, die ihm entgegen kamen, flogen rechts und links bey Seite, als der Eber näher kam, flohen mit furchtsamer Hast Bauern und Knechte von dannen. Mein Roß zitterte und ging rückwärts. Ich spornte es und hielt dem wüthenden Thier den Jagdspieß entgegen, und wie ich diesen ihm zu dem schweißtriefenden Rachen hineinstoßen will, bäumt sich das Roß hoch in die Höh, und mein Stoß ging fehl, da schlitzten auch schon die scharfen Hauer des Pferdes Unterleib, und es stürzt mit mir zu Boden, mein Spieß zerbrach,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)