Hände Arbeit redlich. Einst fuhr er Steine, ich weiß nicht mehr wohin; da begegnete ihm in einer Hohlgasse mit einem leichten Wagen ein Edelmannsknecht, der forderte trutziglich, daß Rößner seinen schweren Karren zurückschieben und ihm ausweichen sollte; er that es nicht; von Worten kam es zu Schlägen, der Knecht entlief, wohl durchgebläuet. Drei Tage darauf hieß es, der Rößner sey in die Welt gegangen, er sitzt aber krumm geschlossen im untersten Gefängniß auf Schloß Brandenfels, und nie werde ich ihn wieder sehen.
Das war hart, sprach der Jäger, indem er rasch von der Ruhebank aufsprang; Ja wohl hart, entgegnete der Schmidt; wäre Euer Landgraf minder weich, so geschähe des Harten manches nicht in diesem Lande. – Und wieder trat er zu seiner Arbeit, und fachte die Kohlen zu lichter Gluth an, und begann zu hämmern und zu schmieden unter diesen Worten:
Werde hart wie das Eisen, du barmherziger Landgraf. Ich ging in den Wald am Inselberge, wo heute der Landgraf Jagd gehalten
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)