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habt. Sie riß sich los von ihm. Fraulein Eschilbach! bat der erschrockene Ritter, aber sie hörte ihn nicht und mit vor Schaam und Zorn glühenden Wangen stürzte sie aus dem Saale. Aus einer Fenstervertiefung hatte Harald müßig, dem Tanze zugesehen, und kein Auge von der wunderholden Adelgundis verwandt, jetzt sah er Eppo’s eindringliche Fragen; er sah wie sie den Blick zu Boden senkte, sah das Hohnlächeln in deß Ritters Gesicht, und wie sie, sich von ihm loßreißend, den Saal verließ. Unbemerkt stahl er sich durch der Tanzenden frohes Getümmel ihr nach, und fand sie auf einem Bogengang weinend stehen. Theilnehmend nahte er ihr und fragte mit Zärtlicher Besorgniß nach ihres Kummers Ursache, und schwur zu rächen an jedem wer es auch sey, jegliche ihr zugefügte Unbilde. Aber sie schwieg hartnäckig auf alle Fragen und suchte ihnen auszuweichen, und nun fals er flehentlich bat, ihm wieder zum Tanz in den Saal zu folgen, und ihr der Gedanke kam, daß sie so am besten des groben Ritters Uebermuth demüthigen könnte, trocknete sie ihre Thränen und trat mit stolzem Schritte, auf ihren Wangen

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)