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weil sie sich vorgenommen hatte, nicht mit mir zu tanzen, und tanzte lieber den ganzen Abend nicht? Lachte sie Euch nicht neulich unbändig aus, als Eure steife Stute Euch abwarf? und als Ihr der tollen Reiterin den Wettritt anbotet, überhohlte sie Euch nicht auf der Hälfte der Bahn und kam eine ganze Minute eher zum Ziele als Ihr? und jetzt? so jungfräulich verschämt, so sanft erröthend, wie sie der junge Ritter zum Tanze führt! Wißt Ihr was das ist? – das ist die Liebe, die Wurzel gefaßt hat in ihrem Herzen, und auf die Ihr nimmermehr das Zweiglein eurer Minne werdet propfen können.

Hugo schwieg, Eppo stand noch immer in dumpfem Nachsinnen, des Freundes Rede war ihm verloren gegangen, er hatte wenig oder nichts davon gehört. Unwirsch ergriff er, ohne zu antworten, Hugo’s Arm, und ging mit ihm dem Tanzsaale zu. Sie traten ein, aber da war für sie keine Tänzerin mehr und Ludwig, als er vor ihnen vorüberging, sagte mit einem Zug von Ironie: Wie es scheint, kommt ihr heute überall ein wenig zu spät, liebe Ritter.

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)