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weilte Adelgundens Blick auf des neuen Ritters schöner Jünglings-Gestalt. Und als er hinaufblickte zu ihr, die wie die Rose die[D 1] Blumen, wie der Mond die Sterne, wie der Diamant die Edelsteine, an Schönheit alle Damen, die er je gesehen, überstrahlte, da ward sein Herz wunderbar bewegt, und in seiner Seele keimte der Wunsch auf, daß diese ihn lieben möge. Doch war jetzt nicht die Zeit, verliebten Träumen nachzuhängen, denn die Ritter brachen auf, und wie er wieder empor sah zu dem Himmel, wo seine Sonne ihm erschienen war, da war sie verschwunden. Zwey Ritter standen nicht weit von ihm, die heimlich flüsterten, und ihre spöttischen Blicke dabei fest auf ihn hefteten; schnell regte sich in ihm der Geist des Unmuths, und er wollte schon die Ritter fragen, ob sie von ihm sprächen, da ergriff der Landgraf seinen Arm und führte ihn aus dem Saale; paarweise folgten ihnen die versammelten Ritter in den geräumigen Speisesaal. Eppo von Heineck und Hugo von Brandenfels waren die Ritter, die über Harald leise spöttelten, und jetzt den Zug beschließend, das heimliche Zwey-Gespräch lauter fortsetzten.

Anmerkungen (D)

  1. Druckfehlerberichtung Seite 166: die st. der.
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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)