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So braußt der Sturm entzügelt durch die Fluren, so stürzt sich rauschend und schäumend der Waldbach von Klippe zu Klippe herab; so fliegt der Wolkenschatten spurlos über die Felder, kaum läßt des flüchtigen Rosses Huf eine Spur im bethauten Grase zurück.

Schon sieht er des Mondes Bild schimmern in der nicht mehr fernen Quelle, er spornt das Roß, es schäumt, es stöhnt, und plötzlich stürzte es kraftlos mit dem Ritter zur Erde nieder, nicht Zeit hat er jetzt, sich um das gute Thier zu kümmern, zu Fuße eilt er vorwärts. So jagt Mancher einem Schatten nach, und achtet es nicht, wenn sein bestes Gut darüber zu Grunde geht, Mancher freyt um eine reiche Frau, und glaubt, mit ihr gute Tage zu haben, aber ach, wenn er es bey Lichte beschaut, d. h. wenn er ein Mandel Jahre mit ihr gelebt hat, denn hat er eine Megäre, der Satanin Großmutter vergleichbar, vorzüglich, wenn die Jungfrau schon etwas bejahrt war, als sie in den heiligen Ehestand trat, der leider nur zu bald für den lieben Mann ein Wehestand wird. – Schon hat der Ritter das Dorf erreicht,

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)