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drückte Alfred in heiß auflodernder Liebesglut den ersten Wonnekuß auf der holdseligen Ondine entgegenschwellende Granatlippen. Die Saiten der Laute rauschten das süßbethörende Liebeslied noch immerfort, reine Krystallklänge zitterten durch die Lüfte. „O welche himmlischen Töne! rief wonnetrunken der Ritter, und Küsse um Küsse tauschend hielten sich glühend, selig die Liebenden umfangen, und in die Klänge rund umher schienen tausend Nachtigallen ihre Brautlieder zu jubeln.

Endlich machte mit leisem Beben Selinde sich aus des Ritters Glut-Umarmung los. Ach Alfred – flüsterte sie mit weicher klagender Stimme – wir müssen uns trennen, und nur der Gedanke kann mich trösten, daß Du mich nicht vergessen, daß Du wiederkehren wirst an meine Quelle.

O wolle doch nicht zweifeln, holdselige Jungfrau, die aus des ewigen Frühlings Blüthenreichen mir erschienen, daß ich nicht morgen wieder, sehnsuchtsvoller wie heute, Deiner harren werde! So der Ritter; sie aber sprach

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)