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und Jonas lag zerschmettert im Thale. Da trat unsichtbar der Versucher zu ihm, und flüsterte: Was zauderst Du? mach Deiner Noth ein Ende, Gott hat Dich doch verlassen; und die bessere Stimme im Innern sprach dagegen: Soll ich freventlich mein Leben endigen, und mein Weib in des Verführers Händen lassen? – und wieder sprach der Versucher: Dein Weib wird sich zu trösten wissen, oder willst Du als Bettler von Land zu Lande ziehn, und fremde Kinder ernähren obendrein? Da überwältigte die Stimme des Bösen das beßre Gefühl.

Vergieb mir o Gott! meine Missethat und nimm Dich meines Weibes an! so betete Meister Jonas, trat vor den schrecklichen Abgrund, schloß die Augen und – lag in demselben Augenblick, von kräftiger Hand zurückgerissen, unsanft am Boden. Zugleich fühlte er auf seinem Backen eine derbe Schelle; da raffte er sich empor, zürnend sich nach dem Schellenspender umsehend, aber er war doch froh in seinem Herzen, daß er noch oben auf dem Berge war. Da stand ein kleines Männchen auf der Felsklippe

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)