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drohte er, sie aus dem Hause zu weisen, da könnten sie, meinte er, auf der Gasse schlafen. Einmal vergaß er sich so, daß er zu Tätlichkeiten schritt, und sie herumreißen wollte, aber es bekam ihm schlecht, Frau Elise ballte die kleine, niedliche Faust, und gab ihm einen so derben Schlag ins Gesicht, daß Mund und Nase bluteten, und er eilig von ihr abließ. Er that als nähme er es für Scherz, schwur ihr aber Rache in seinem Herzen. Schon damals gab es Leute, denen man das, was man bekannt machen wollte, nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertrauen durfte, wenn auch nicht so häufig, wie jetzt. Gegen solche rühmte er sich heimlicher Gunstbezeugungen der jungen Frau, aber er beschwor sie, nichts davon laut werden zu lassen.

Ehe drey Tage ins Land gingen, trug schon ein Freund die nagelneue Mähr zu Meister Jonas, und die Weiber und Mägde brachen an dem Brunnen, über die unschuldige Frau, den Stab. Mehr fehlte nicht, um die halbverwelkte Blume der Liebesfreuden des armen Schuhmachers auf einmal zu knicken. Seine Kinder

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/126&oldid=- (Version vom 31.7.2018)