Vergebens war ihr Widerstreben; Ludwig ließ die vier ersten in den Pflug spannen, hielt in einer Hand die Stange, in der andern eine lange Peitsche, hüben und drüben gingen bewaffnete Lanzenknechte. Nun gings rasch vorwärts unter dem lauten Gelächter des ganzen Heeres; dazu bließen die Trompeter lustig drein, während die widerspenstigen Zugpferde vor Schaam in die Erde, die sie pflügten, hätten sinken mögen. Als er eine lange Furche gepflügt hatte, spannte er vier andre ein, und pflügte so ein ganzes Stück Acker mit ihnen, und wenn ihrer einem der gekränkte Stolz überwältigte, und er ungeduldig zerrte und riß, und die Stricke zu zerreißen strebte, da traf ihn des erbitterten Fürsten Geiselhieb, daß mancher sich bog und über die Schollen stolperte. Als er fertig war, ließ er den Acker mit hohen Steinen bezeichnen, und machte ihn zu einer Freystatt für Verbrecher, daß jeder, der einen hieher Geflüchteten, er sei wer er wolle, fangen und kränken würde, des Halses verlustig seyn sollte. Und der Acker ist bei Naumburg noch zu sehen, und heißt der Edelacker bis auf diesen Tag.
Die gedemüthigten Ritter leisteten auf der
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)