mordet seine Unterthanen. Ich könnte Euch sämmtlich Eurer Güter berauben, Eure Schlösser zerstören, aber ich würde weder Nutzen noch Lob davon haben, und strafe ich Euch nicht, so werdet Ihr mich so gering achten, wie zuvor, und nach Eurem Gutdünken handeln, wie zuvor. Eure Strafe erwartet Euch, eine Strafe, die Ihr unter allen am wenigsten erwarten werdet. – Der Landgraf befahl den Rückzug, und Harald und Adelgundis ritten ihm zunächst, ihnen folgten die Reiterschaaren, dann kamen die Gefangenen wohl bewacht, und den Beschluß machte das Fußvolk.
Jetzt kam der Zug auf ein großes Brachfeld; plötzlich gebot Ludwigs Ruf, halt! Er winkte etliche Hauptleute zu sich heran, und ertheilte heimliche Befehle; darauf sprang er vom Pferde, während das ganze Heer sich rund herum aufstellte. Auf dem Acker stand ein Pflug, da traten die Diener herzu, und stellten ihn auf, und im bloßen Hemde, mit auf den Rücken gebundenen Händen, führten sie die Gefangenen herbey; sie schäumten vor Wuth, als ihnen die Absicht des Landgrafen klar wurde.
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/115&oldid=- (Version vom 29.8.2018)