Streitern überlegen war. Da tönte von der Höhe von Weimar her Trompetenklang; eine grüne Fahne mit einem schwarzen Eberkopf in der Mitte, flatterte hoch in der Luft, und 200 Reiter, an ihrer Spitze Harald von Eichen, sprengten auf das Schlachtfeld zu. Und wieder schmetterten Trommeten vom Walde her, und heraus brach Ludwigs kampflustige Reiterschaar; umringt wurde der Rebellenhaufen, und was sich widersetzte, niedergehauen; da warfen die Knechte die Waffen weg, und riefen laut um Gnade. Die Ritter wurden mit Gewalt von den Rossen herabgerissen und mit Stricken gebunden; ihre Flüche verhallten unter dem lauten Jubel und Siegsgeschrey der freudigen Schaaren. Ludwig und Harald hielten neben einander, der Erstere überschaute das Schlachtfeld, und die Siegesfreude trübte ihm der Gedanke, daß so vieles Blut um nichts durch jener Ritter bösliches Anstiften hier geflossen sey, und sein Grimm entbrannte heftig gegen sie. Harald aber warf sehnsüchtig Blicke nach der Gegend der Neuenburg, wo seines Herzens süße Freude wohnte; sieh da schimmerte von weiten etwas Blendendes, und bald
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)