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in ewigem Wechsel vor seiner Seele; bald lag er gefangen im tiefen Burgverließ, bald kämpfte er in wilder Schlacht, und wie er auch mit Riesenkräften einhieb auf seine Gegner; seine Streiche fruchteten nichts, sein Mühen war vergebens. Eben hatte ihn im Traum ein Schwerdstreich Eppo’s hart getroffen; erschrocken erwachte er und sprang unwillkührlich in die Höhe; da stand in lange Flöre gehüllt eine schwarze Gestalt, in der Hand einen blinkenden Dolch, vor ihm. Ludwig, noch halb im Traum, packte mit beyden Händen den Verhüllten, da fuhr das blanke Eisen blitzschnell nach seiner Brust, prallte aber ab an dem Eisenpanzer, den Ludwig beständig heimlich unter seinen Kleidern trug; jetzt des Verräthers Absicht durchschauend, der einen Augenblick verwirrt und unschlüssig nach verfehltem Streiche da stand, warf er ihn zu Boden, und rief laut nach seinen Dienern. Durch den Lärm ermuntert, stürzte der Lanzenknecht in das Zelt; ihm folgten mehrere, und vergebens bot der Meuchelmörder alle Kräfte auf, sich durchzuschlagen; schon lag er mit zusammengeschnürten Beinen da, und man wollte ihm die Hände auf den Rücken binden, da machte

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)