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Rosengluth, welche Schaam und Liebe über sie gegossen hatten, wich dem Lilienschnee der Angst um den Geliebten; sie vermochte kein Wort zu sprechen, sondern heftete nur starr die großen Augen auf den Landgrafen. Die Landgräfin blickte nach ihr, flüsterte schnell dem Gemahl ins Ohr; Seht Adelgundis, dieß ist mehr als Geständniß, und eilte schnell auf sie zu, damit sie nicht umsinke.

Jetzt trat ein Diener in das Gemach, und meldete, daß die Rosse bereit stünden, und Boten nach allen Seiten geschickt waren, zusammenzurufen alle Freunde und Lehnsmänner Ludwigs in dortiger Gegend.

So lebt denn wohl, mein liebes treues Weib, sprach Ludwig, breitet die Arme aus sie zu umfangen. Betet für mich um Heil und Sieg. Frau Jutta schwieg, der Schmerz ließ ihr keine Worte finden, sie gab sich stillweinend des Gatten Umarmung hin. Aber Adelgundis bekam plötzlich Leben und Sprache wieder. Geht iht schon heute, Herr Landgraf? fragte

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)