zu werden in der Burg; sie hörten Knechte durcheinander laufen, und dazwischen des Landgrafen Stimme. Eben mahlte die jungfräuliche, Schaam Adelgundens Wangen mit dem schönsten Purpur, sie blickte schweigend zu Boden, die Landgräfin hatte sie bei den Händen gefaßt, und sah sie forschend an. Da trat schnell mit verstörtem Gesicht der Landgraf ein, und störte die Gruppe; beide, blickten erschrocken nach ihn um.
So muß ich denn das Schwerdt ziehen, gegen meine Vasallen; Gott weiß, wie ungern ich es thue, begann er. Ein Eilbote Haralds berichtet mir, daß die Ritter von Brandenfels, Kyburg, Brandenburg und andere sich gegen mich verbunden und ihre Unterthanen aufgewiegelt hätten, um entweder mit ihrem Heer gegen mich zu Felde rücken, oder die Wartburg stürmen, und Eppo von Heineck befreien, oder beydes zugleich thun würden. Und Harald hat kaum 150 streitbare Männer in der Veste; er muß unterliegen, wenn ihm nicht schleunige Hülfe kömmt.
Adelgundens Wangen wurden bleich, die
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)