Ritter, der an meiner Seite ritt, trug auch ihre Farbe und blickte oft schüchtern nach der Dame seines Herzens, und Fräulein Adelgundis nahm es nicht für ungut.
Der Ritter war mein Harald. Hatte ihn meine Gunst und Freundschaft schon den Neid und Haß mancher andern zugezogen, so hatte nun Eppo doppelt Gelegenheit, ihn zu hassen. Was mir in jener Nacht, ohne daß er mich kannte, der Schmidt entdeckte, das habe ich Euch schon erzählt; Ritter Eppo war der Grausame, der mit der Strafe des Wilddiebstahls einen unglücklichen Bauer heimsuchte.
Er sitzt im Kerker auf der Wartburg; mit seinen Gütern will ich den Harald belohnen. Dieser hat mir seine reine Liebe zu Fräulein Adelgundis gestanden; das Fräulein, als ich sie scherzend um das Geheimniß ihrer Minne fragte, ist mir mit Lachen und Leugnen ausgewichen, obschon ich die bejahende Antwort in ihren leuchtenden Augen laß; so bitte ich Euch denn, mein trautes Ehegemahl, wollet nicht meinem Freunde und mir Eure Einwilligung zu seiner Verbindung mit der von Eschilbach versagen.
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)