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herzerleichtert zum jenseitigen Ufer. Gott mit uns! er wird weiter helfen; tröstete ich mit keuchender Brust. Wir ereilten den plauenschen Grund, hoch noch über uns flogen die Kugeln, aber des Vaters und der Mutter Arme erstarrten, ach! die Lasten der getragenen Kleinen wurden zur Centnerschwere. Noch mehreremale passirten wir nicht ohne Beben durch feindliche Truppen hindurch, nackende ausgezogene Leichname, verstümmelte Menschen und Pferde lagen zu beyden Seiten, athemlos, niedersinkend im Wirrwarr unserer Sinne, keines Schrittes mehr mächtig, erreichten wir die Neumühle. Und Dank, Dank, inniger, herzlicher Dank! der gütige Müller nahm in Freundschaft empfangend, die hülflose Familie auf, und dessen Gattin Liebe und Sorgfältigkeit gab uns nach und nach uns wieder selbst zurück.

Den Schiffbrüchigen gleich, zitterten und bebten unsere durchnäßten Glieder; jedoch das Leben hatten wir gerettet, unsere Theuern waren ja alle bey uns und nach der Zukunft schweren verhängnißvollen Tagen, wer fragte wohl jetzt? wir ergaben uns in höchster Resignation dem nicht zu vermeiden gewesenen Schicksale. –

Das tiefe enge Thal, die Höhe der stillen Felsenberge, die Krümmungen des Weges ließen uns Sicherheit hoffen: doch wehe uns! wenn einzelne Parthien in diesem Grunde sich verfechten; wehe uns, wenn diese Mühle sollte in Brand gerathen;

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/88&oldid=- (Version vom 11.9.2022)