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Beschützer. Ja, selbst die von des weisen Schicksals Willen uns versagte Divination ließ uns noch ruhig schlafen.

Die Morgenröthe verkündigte kaum den schrecklichen Tag, da ertönte schon, auf zum Leben, oder zum Sterben! das kriegerische Machtgebot. Dieser Donnerstag verläugnete seinen Namen nicht, er war ein wahrer Donnerstag! Kanonen donnerten im halben Monde, vom Elbstrande bis wieder zum Elbstrande, von Osten bis wieder zum Westen, überall in rauchenden Blitzen verbreiteten sie Tod und Verderben. –

Gott mit uns! mit diesen Worten brachen um 9 Uhr meine Krieger auf, und mein menschlicher Befehlshaber war unter ihnen das erste kriegerische Opfer. Blutend brachten ihn zwey seiner Kameraden geführt, – Lebensgefahr machte jetzt alle gleich – eine Kugel war ihm durch den Kopf gefahren – zwanzig Schritte noch von meiner Behausung sank er nieder. „Ich werde sterben,“ sprach er mit matter Stimme zu uns Hinzugetretenen, „doch die Beruhigung, weder an euch, noch meinen Untergebenen schlecht gehandelt zu haben, versüßet die Todesstunde.“ Er verschied, die Raubgierde zog ihn aus, und man erkannte nicht mehr den Herrscher oder Beherrschten – unsere Hände begruben in der Folge den nackenden Leichnam.

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/77&oldid=- (Version vom 12.9.2022)