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Nothdurft gehörte, nichts blieb verschonet, nichts ununtersuchet. Mein Posten war indessen in der Kellerey, um die aufgelaßnen Hähne jederzeit wieder zuzumachen.[1]

Mein armes krankes Weib hatten die Schrecknisse aufs Neue auf das Bette geworfen. Aber du sollst nicht ruhen noch rasten, sprach der raubgierige Sinn. „Du krank? nicht gut, aber wir viel Hunger haben;“ diese nicht ganz barbarischen Worte mußten die Arme bewegen, das Lager zu verlassen und die letzten zwey hausbacknen Brode theilten im Hunger die Fremdlinge. In des Elendes höchster Beschreibung möchte ich Ovids an den Wipfeln der Bäume hängende Fische erwähnen; und ich mußte lachen, wie der Nimmersatt statt der zu begeisternden Liqueurflasche den Fliegentod ergriff, wie er seines Raubes sich erfreuend, eiligst entwich. Wohl bekomme es dir! – Das zu erschöpfende war nun erschöpft, rein von allen Lebensmitteln nun ausgeplündert, aber die traurigen Folgen bezeugen heute noch mir Aermsten diesen Tag.

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/42&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
  1. Der Franzosen Verwüstungen giengen ins Weite; sie bedachten nie, daß ihre Nachfolgenden auch etwas haben wollten, wenn sie nur im Augenblicke befriediget wurden, die Andern mögen zusehen, wo sie etwas bekommen, dies war ihr unbarmherziger verwüstender Charakterzug, der ihnen schon im vorjährigen Feldzuge zum Verderben wurde, und der diese auch in diesem Jahre, spät erst bereuend, verdarb. –