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ja! die Wonne des Wiedersehens erfreuete selbst die im Blute nicht verwandten Herzen. – Euch aber, ihr Verlassenen! Euch tröste Gott, und Trost und Beruhigung kann Euch in der Würdigung und Erkenntniß des Göttlichen niemals fehlen; und selbst des Kameraden Aussage, daß schnell und plötzlich den Geschiedenen der Tod anhauchte, linderte den gerechten Schmerz! –

Reynier! Dich verkennen wir nicht, der eiserne Marschallstab des Fürsten von Eckmühl beschwichtigten Deine bessern Gesinnungen. Davousts hochlautenden theatralischen Aeußerungen, die gewagte, fast lächerliche, schwache Besetzung des Elbstromes, die selbst dazumal der gemeine Franzose laut verhöhnte, mußten Deine Handlungen bestimmen.

Vorkehrungen und Maasregeln wurden nun getroffen, und über dich, edelste und schönste Zierde Dresdens, ehrwürdiges Denkmal hoher Baukunst des Mittelalters, war das Loos geworfen, der Verurtheilungsspruch gesprochen. – Da erwachte aus tiefem Schlummer das deutsche Kraftgefühl, die längst verborgene Flamme kam zum hellen Ausbruch. Euch, ihr Kühnen! durften und konnten Dresdens Edlere nicht unterstützen; der Zeitpunkt war nicht gewählet, zu gering waren die Streitkräfte, die Stunde der Erlösung noch ferne, doch wir alle fühlten tief mit euch den gerechten Unwillen. – Reynier bedauerte ich, doch der Geist

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/23&oldid=- (Version vom 13.9.2022)