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Ach, es war einmal ein schöner Morgen,
Mild bestrahlt von Phöbus Flammengold,
Ungetrübt von Kummer und von Sorgen,
Da schon war ich Einsamkeit, dir hold!

Zu dir fliehe ich, da jetzt im Herzen
Ahnung beßrer Zukunft zweifelnd sich erhebt,
Zu Dir da im Drange wilder Schmerzen,
Ohne Lind'rung jede Nerv' erbebt. -

Dem Schiffbrüchigen gleich, sich Glück wünschend, nach so vielen tausend Gefahren sein Eyland erreicht zu haben, verlebte ich acht Tage meines jetzigen Lebens - und ich dankte dem Schicksal, daß sie verlebet waren. Kein Freund, kein Tröster, kein Nachbar erschien; und die geflügelte Zeit kroch mit langsamen Schritten vorüber. Ach! wie gerne hätte ich sie als Sturmesbraut umarmet! und das melancholische, schweigende Dunkel der frühen Nacht, das Düstre der brennenden Lampe, die die Ruinen der vorliegenden Brandstätten, wie in einer Geisterbeschwörung, nur spärlich erhellten, das Schnarchen der auf den Dielen um mich her liegenden Kinder, fürwahr! alles dieses war nicht geschaffen, um Trost und Muth in die geengte Brust zu senken.

Wer aber einmal eine gewisse Höhe erreichet hat, der schauet keck in die Tiefe des Abgrundes, so wie auf in das Helle des Lichtes. - Ahnung meines Lebens, Ahnung meines bessern Lebens! warum sollte ich dir nicht glauben - dieser Abend

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/155&oldid=- (Version vom 10.9.2022)