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Frau! die Sie wärend der Belagerung mich mit meiner Familie aufgenommen haben! Sie, die Sie sich während dieser so unglücklichen Zeit als zärtlichste Mutter gegen mich und meine Kinder bezeugt haben, die während der Krankheit meiner Gattin, mit Aufopferung Ihrer selbst mich trösteten und so oft meine Hungrigen speißten, jedes Ungemach mir ertragen halfen, ja oft mich, den Trostlosen, der Besinnung wiedergaben - Ihnen! kein Schriftzug entweihe den theuern Namen! Ihnen danke ich in der Stille und in der Tiefe meines dankbarsten Gemüthes.

Arm jedoch reich im Herzen, verließ ich meine Wohnung, und arm, mit verarmten Herzen, betrat ich sie nun wieder. Angreifender und erschütternder weiß ich fürwahr keinen Zeitpunkt meines Lebens als diesen. Gott! welch ein Einzug; ich umfaßte meine fünf verwaißten Kinder, ich umschloß sie alle, und diese Libation meiner Thränen heiligte den nur zu gerechten Schmerz. Und die nackenden Wände, die von Thüren entblößten Schwellen, das Stürmen des Herbstwindes durch die zerklirrten Fenster, vereinte das Ganze zur gräßlichsten Harmonie. - Meine letzte Hoffnung, - der Keller - auch diese war vernichtet. Durch das Abschlagen des obern Plauenschen Röhrwassers. Um den Belagerten auch dieses zu entziehen, hatte sich das Wasser im Keller, keinen Zufluß mehr habend, nun verlaufen, und in Trümmern lagen Porzellain, Steinguth

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/152&oldid=- (Version vom 10.9.2022)