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Lege ich in die eine Schaale die verschiedenen Schlachtgefechte und Feuersbrünste, die in diesem Jahre leider! im unglücklichen Sachsen vorfielen, und in die andere die Belagerungstrübsale nur von Torgau, Wittenberg und Dresden; - die Schlacht bey Dresden war gleichfalls eine Folge der Belagerung - so hebet sich jene hoch auf, Wochen und Tage haben dort entschieden, hier Monate und Jahre. Und so wie der Elbstrom im Herabströmen schwillt, und zur bedeutenden Größe anwächset, so häufet sich und erwächset das Belagerungselend! Dresden, Torgau, Wittenberg, Magdeburg und Hamburg - man vergleiche![1]

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/149&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
  1. Narbonne, Commandant von Torgau, wie man sagt natürlicher Königssohn Ludwigs XV. - ähnelte in seinen Gesichtszügen nur zu sehr seinem unglücklichen Halbbruder Ludwigs XVI. bey dem er in hoher Gnade stand, wiewohl Antoinette ihn wegen seines beißenden Witzes nie recht wohl leiden konnte. Der Graf Narbonne erhielt sich wärend der ganzen Revolutionszeit. Und bey Stuffe zur Stuffe des steigenden Napoleons, stieg er gleichfalls. Zuletzt, im vorigen Jahre war er außerordentlicher Gesandter am Wiener Hofe, und endlich wurde ihm die Vertheidigung von Torgau übertragen. Als Commandant that er seine Schuldigkeit, doch er bedrückte nicht die Unschuldigen. Er starb in den letzten Wochen der Belagerung Torgaus an einem unglücklichen Sturze vom Pferde - und man bedauerte ihn allgemein. - 64 Jahre seines Alters erreichte er in Ehren. - Narbonne konnte nicht schmeicheln. Das einzige Lob Napoleons, das über seine Lippen kam, war: ihm glückt alles; oft sagte er von ihm: sein Kopf ist ein feuerspeiender Berg. Noch öfter: es ist ein Starrkopf ohne Gefühl. Bey aller Menschlichkeit dieses Generals hatten oder haben noch die Todtengräber die Anforderung von 15,000 Thlr. für Bestattung der Todten, an die höchsten Behörden. Man denke sich die entsetzliche Lage der armen Einwohner. Weit unglücklicher war Wittenberg unter seinem schrecklichen Lapoype.