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um im Treiben und Wesen ihres menschlichen Lebens, früh oder spät, gleichfalls zu erstarren. -

Nein! so nicht, so hatte ich es nicht geglaubet. - Und wie jederzeit im menschlichen Leben unsere Vorstellungen und unsere Erwartungen uns betrügen, indem sie stets die gereizte Phantasie unserer Wünsche und Hoffnungen in der Wirklichkeit so weit und in der Erfüllung hinter sich lassen, so stiegen diese jetzt, indem ich die verödete Wohnung betrat, zur unerreichbaren Größe der nur möglichst zu denkenden Verwüstung und Vernichtung. Nicht mir und uns allein war es also ergangen; alle meine Nachbarn in diesen umliegenden Gegenden hatten ein gleiches Schicksal; alle und jede, vorzüglich im Dorfe Plauen, mußten, um der Belagerungswuth zu entgehen, entweichen. Auch die Herzhaftesten konnten es in der Länge der Zeit nicht mehr aushalten, sie mußten entfliehen; nur eine junge starke Frau wagte es, sie wagte freylich viel! doch ihre Dreustigkeit, ihre Geistesgegenwart erhielt fast allein ihr einziges, von so vielen Zerstörungen verschontes Gebäude. Soll ich die Mißhandlungen erzählen, denen selbst die angesehensten Männer dieser Gegend ausgesetzt gewesen waren - hier schützte weder Rang noch Alter; - daß diese nackend auf die nächsten Dörfer entfliehen mußten, daß Säbelhiebe und Stiche andere aus ihrer Wohnung trieben, wer wundert sich da, wenn jede und alle

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/147&oldid=- (Version vom 11.9.2022)