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erinnert werden. Sie, meine Theuern, sanken alle dahin; unerbittlich ist der blasse Tod, desto schmerzhafter in jeder Erinnerung. Es starb die Mutter, es endete der Bruder, die Gattin und die Schwester waren vorangegangen, einsam stehe ich nun an der Grabesgruft.

Und darum schufet ihr dies weichgeschaffene Herz? - und nur darum legtet ihr den Keim der Menschlichkeit, der Bruder- und Gatten-Liebe so tief in die zerstörte Brust, um ewig und tief das Verlohrne zu betrauern? Ha! warum versagtet ihr mir jene Roheit des Gemüthes, um mit frecher Hand die Erbärmlichkeiten dieses Lebens nur hinweg schleudern zu dürfen? Sey jenes Größe oder dieses Schwachheit, kämpfend beginne ich nun den Riesenkampf; Tage, Monate und Jahre werden ihn nicht enden, nur meine letzte Stunde.

Was in den folgenden wichtigen Tagen rings um mich her vorgieng, sahen meine Augen, aber erkannten es nicht. Jammernd durchirrte ich die volkreichen Straßen, sie waren mir fremde; die tobende, geschäftige Menge begegnete mir, das Herz nahm keinen Theil, ich war allein. Nur später erfuhr ich, was geschehen war. - Diese durch ihre nachherigen Abänderungen äußerst wichtige Capitulation, vermöge welcher beynahe 30,000 Mann das Gewehr streckten, ist noch bey Jedermann in zu frischem Andenken, um etwas weiteres darüber zu

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/143&oldid=- (Version vom 11.9.2022)