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Blicke verfolgten segnens- und sehnsuchtsvoll die Vermittler, die ins Hauptquartier des Grafen Klenau nach Herzogswalde hinauseilten, um die Hauptbedingungen der Capitulation einzuleiten.

Zehenter November!

Tag der Freude, des Jubels und Entzückens! Denktag der Geburt des Gottesmannes Martin Luthers. Würdiger konntest du nicht gefeyert werden: vor 330 Jahren legtest du den Grundstein zur Befreyung der Seelenfesseln, 10ter November! heute sprengtest du unsere Kerker, das mehrjährige Joch der Erniedrigung und der Sclaverey ist nun auch bey uns zerbrochen. Deutsche Brüder umarmen deutsche Brüder; die Feßeln der Zungen sind gelößet; Wahrheit bleibet Wahrheit - und das Wort des Herrn bestehet immer und ewiglich! -

- Warum füllen sich meine Augen? - warum nimmt mein erstarrtes Herz keinen Antheil an diesen beglückenden Begebenheiten? - hat des Krieges Noth und Elend mich nicht dazu berechtiget? warum ist mir nur einzig und allein versagt, was Tausenden gewähret ist, Errettung? - So durchbohret mein Herz, ihr Unerforschlichen, häufet Lasten auf Lasten, wandelt den Tag der Freude für mich zum Tage meiner ewigen Trauer um, häuffet Leiden auf Leiden, lasset mich groß seyn im Uebermaße meines Schmerzes! - Sie war! - ja sie war! In der Nachtzeit sollte ich noch oft und schmerzlich daran

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/142&oldid=- (Version vom 11.9.2022)