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Der Neujahrstag.

Der schreckliche Schlag von Osten war geschehen; auf große Ereignisse mußten große Dinge erfolgen, dies fühlte ein Jeder in tief beklommener Brust. Meine Kinder überreichten mir die gewöhnlichen Glückwünsche; Gott gebe, daß ihr wahr gesprochen haben möget, sagte ich gerührt und mein Arm umschlang unwillkührlich die traute Gattin. Eine feste Burg ist unser Gott! erwiederte in Ergebung die Fromme. Wohl verstanden wir einander und unsere Herzen bedurften keine weitern Erläuterungen. Ich fühlte den Drang, die Gefühle meines Innersten aussprechen zu hören.

Nicht dich erwählte ich, Gotteshaus! wo der Geist zum Geiste spricht, wo erhabene Worte, geläutert und gereiniget, ewige Wahrheiten bestätigen, Worte, die das Tiefe und Dunkle, was in der menschlichen Brust verborgen liegt, so schön, so hell und klar zu Tage fördern – dich wählte ich nicht; auch dich nicht! – wo Geist und Sinne zugleich angesprochen werden, wo andachtsvoll die gläubige Seele sich im Staube niederwirft, die jede Umgebung vergessend, nur der Gottheit sich weihet, wo sie durch das Anschauen des Heiligsten sich wieder erhebend, von Sphärentönen umschwebet, in höhere

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/14&oldid=- (Version vom 14.9.2022)