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abgeführt. - Die Ausführung fiel, wie bekannt, unglücklich aus; die Franzosen wurden zurückgeworfen. In der Nacht vom 5. bis zum 6. Nov. machte ich die eigne Bemerkung, daß der Franzosenmuth zeither nichts mehr und nichts weniger gewesen sey, als blindes Zutrauen auf gewohntes Glück, - und so wie jener Feldherr sich noch nicht schlagen wollte, weil kein Brantwein da sey - ihre Begeisterung und Schlagfertigkeit jetzt bloß durch hitzige Getränke angefacht und gereitzt werden mußte. Schon früh um zwey Uhr begegneten mir - weil ich ärztliche Hülfe für meine kranke Frau suchte - starke Kolonnen ausziehender halbtrunkener Franzosen, große Stückfäßer Wein in ihrer Mitte habend - sie zogen trunken aus, um am Abend nüchtern, müde und abgemattet wieder zurückzukehren.

Fünfter und sechster November! fürchterlicher Abend, schrecklicher Morgen! Alle Häuser in meiner Nachbarschaft, Fabriken, Zierden altgothischer Baukunst, vernichtetet ihr in wenig Stunden. Am Abend des 5. Novembers entstand ein Gefecht. Die Vorposten der Russen trieben stürmend die feuergewohnten Franzosen aus der Pulvermühle heraus und besetzten diese. Die letztern warfen sich hinter die Mauern des Weiseritzholzhofes; nach einigem Gewehrfeuer zogen sich die Russen zurück und steckten, den Rückzug zu decken, ein schönes Vorwerk,

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/138&oldid=- (Version vom 11.9.2022)