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die Verwundeten und Sterbenden; kein linderndes Oel wird in ihre Wunden gegossen, kein Balsam heilet sie, keine reinlichen Linnen werden angewendet, ja nicht einmal stärkende Lebensmittel geben dem erschlafften Körper Nahrung und Kraft, um auszudauern. Tagtäglich schwirren die Sägen, und die abgenommenen Glieder werden in Menge davon gefahren. Doch der Himmel erbarme sich eurer, ihr Unbedachtsamen! die ihr gedenket, mit eurem ersparten Golde etwa euch noch wohlzuthun, und euren Leiden in etwas abzuhelfen; der sichere Tod ist euch dann nur zu gewiß, Commissarien und Chirurgen theilen. — Laßt mich dieses Schreckensbild weiter ausmahlen! für 300 — in diesem Maasstabe werden Arzneymittel ausgegeben und berechnet; sie werden nur vielleicht in einem einzigen Geschirre gekocht, aber nur für 80 Mann reicht die Universalmedicin hin und die andern 220 Mann verschmachten. Weiter! die Oekonomie, die Verpflegung dieser Hospitäler werden verpachtet — und die schon große Noth, das hohe Elend treibt nun die Bereicherungssucht auf die höchste Stuffe. — Und doch zu dieser Mördergrube eilen die Aermsten zu Hunderten, und sind froh, wenn sie noch aufgenommen werden, um nur nicht auf freyer Straße zu sterben.

Auf einem Brückenbogen fand man einen jungen Franzosen tod, in seinem Tschako stack folgender Zettel mit den Worten: „Gute Nacht, ihr Eltern!

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/133&oldid=- (Version vom 11.9.2022)