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uns jetzt und immerdar, wenn wir die Ruinen der ehemaligen Festungswerke erblicken und betreten! -

Schon mit dem frühesten Morgen drängen sich Menschen aller Classen, hohen und niedrigen Standes, an die Bäckerladen - das Jahre lang gesparte Geld wird nicht geachtet, es wird hingeworfen, der Nominalwerth sey gleich viel. Wir wollen essen! dieß war jetzt - und wird es wohl immer und ewig bleiben - der nervus rerum des Königes Midas[1] Die von so vielen Tausenden geachteten und gebilligten Grundsätze zeigten jetzt ihre Nichtigkeit. Nicht des Goldes Glanz, nicht des Silbers Reichhaltigkeit retteten mehr die menschliche Gesellschaft; den höchsten Egoismus behauptete blos und allein - der Magen. Unter Tausenden stehet ihr isolirt, ihr Unvorsichtigen! die, nur auf den Werth ihrer Geldbeutel sich verlassend, die Nichtigkeit des letztern nun anerkennen, und anerkennen müssen. Doch dreyfaches Wehe, euch ihr Armen! die ihr auch diesen leidigen Trost entbehren mußtet!

Im Ganzen jedoch genommen, war die gute Stadt Dresden noch nicht so bedränget, wie so viele ihrer befestigten Mitschwestern. Fleisch, Bier, Wein, Brandewein, einige trockene Gemüße, selbst Kartoffeln und dergleichen waren - wenn auch gegen theuere Zahlung, doch noch vorhanden, nur

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/128&oldid=- (Version vom 11.9.2022)
  1. Der dumme Midas wünschte alles, was er anrührte, in Gold verwandelt zu haben. Die Götter erfüllten seinen Wunsch, und er mußte für Hunger sterben.