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Sagen Sie mir Ihren Namen und zeigen mir ein Fenster, schließen Sie hinter mir die Thüre zu, wer aber diese Nacht kömmt, und nicht Ihren Namen ausspricht, wer nicht an dieses Fenster klopfet, dem machen Sie nicht auf. Ueberdieß stehen zwey Mann Wache vor der äußersten Thüre.“ Ich dankte mit den herzlichsten Worten. – Der Major fuhr fort: „Sie dürfen sich nicht wundern, wenn unsere Krieger wild, ja unmenschlich sind; es ist nicht die höchste Roheit der Gemüther, die diese dazu umschaffen, doch die Empörungen, die bei den Ruinen, bei den Aschenhaufen, die den langen Weg von der Moskwa bis zum Niemen begleiten, in ihnen entstehen, diese sind es vorzüglich, die in den Herzen einer Nation wo nicht Rache; doch Gleichgültigkeit gegen fremdes Menschenglück und Menschenelend herbeiruffen, die, bei Gelegenheiten aufgereizet, dann in Wuth übergehen. Meine Güter selbst, welche bei Moskwa liegen, sind alle zerstöret. – Sie sind noch glücklich, zu schätzen.“ – Gott! wie lange? dachte ich bei mir selbst. „Sie haben noch Dach und Fach – Jahre sind aber bei uns erforderlich, um nur einigermaßen etwas in Stand zu setzen. Eine Eisrinde hat sich dadurch, und durch den Anblick der graußendsten Kriegsscenen um mein Herz gezogen, die uns auf diesen Weg begleitet, nur meinen einstigen Studien in Petersburg verdanke ich es, daß ich nicht ganz habe verlernet, Mensch zu seyn. Morgen früh um 4 Uhr einen

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/119&oldid=- (Version vom 11.9.2022)