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da wir just Kaffee tranken, forderte er auch welchen; wir gaben ihm denselben und er forderte nun Tasse auf Tasse. Jetzt setzte er aber das Gewehr weg, und verlangte, wen empört es nicht? ein Fünffrankenstück, unter der Bedingung, wenn wir ihn los seyn wollten, und setzte hinzu, wir wären straffällig, ihn so lange – acht Tage – ohne Einquartirungszettel bewirthet zu haben. Von meinen Leuten wurde er, mit Unwillen über dessen Undank, zum Hause, auf die nemliche Art, wie er anfangs hereinstürzte, wieder hinausgeworfen. Meine Gardisten versammleten sich und lachten über diese Scenen. – Bemerkenswerth ist dieser Charakterzug, den man selten bey einer Nation, man gehe von Ost nach West, von Süd nach Nord, antrifft und der nur, nach meiner wenigen Bemerkung, den Franzosen eigen ist. Außer Reihe und Glied hatte der einzelne Franzose kein Herz, ja er ließ sich förmliche Prügel und Grobheiten gefallen, die hie und da, vorzüglich nach dem Waffenstillstande, ihnen nicht selten ertheilt wurden; fast nie mischte sich der Kamerad in diese Händel, schadenfroh sah er zu und rächte nicht die etwa zu glaubende Uebelthat. Anders war der Fall, wenn Soldaten in Menge auszogen, um Lebensmittel zu rauben, und da Widerstand fanden, da vereinigte sie ein Sinn; unsere Landleute haben es erfahren und empfunden.

Im listigen Stehlen waren diese Herren gleichfalls Meister, obgleich sie es sich zur höchsten

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/108&oldid=- (Version vom 11.9.2022)