Seite:Baumann Kriegs- und Familienscenen 1813.pdf/106

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Mixtum Compositum des französischen Nationalgeistes, oder vielmehr Militairgeistes – man möchte wohl hier einen Unterschied zwischen dem Charakter des bürgerlichen Franzosen und dem des Kriegers, den ich nun schon seit Jahren und jetzt vorzüglich kennen gelernt habe, annehmen, – kann ich heute noch nicht ins gehörige Licht stellen. Auffallende, widersprechende Züge bey Mehrerern, so wie bey Einzelnen, zeigten sich Tag für Tag? –

Jeder gediente Franzose, vorzüglich der alte Gardiste, raisonnirte unaufhörlich auf seinen Kaiser, und gab ihm die empörendsten Beinahmen, jedoch ertrug er es nicht, daß der deutsche Wirth mit einstimmte – sobald aber die Trommel wirbelte, stand er wieder in Reihe und Glied, und ließ sich für denselben Kaiser, den er vor wenig Minuten verlästerte, todtschlagen. –

Nicht so der junge Gardiste, nicht so die in Kohorten zusammengetriebene Menge. Diese suchten so viel wie möglich nur ihr Heil in der Flucht zu gewinnen. Uniformen, Gewehre, gefüllte Tornister lagen öfters beysammen und der Eigenthümer war entflohen. Derselben Soldaten Unverschämtheit im Betteln gieng aber ins Weite. Erst verlangten sie nichts als Brod und Wasser, reichte ihnen dieses die Menschlichkeit, so erstreckten sich ihre Forderungen schon auf Fleisch und Bier, gab man ihnen dieses noch, so stiegen ihre Gesuche zum

Empfohlene Zitierweise:
Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/106&oldid=- (Version vom 11.9.2022)