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Gattin Anna, einer geborenen Prinzessin von Mecklenburg, von der Ritter- und Landschaft und der Goldinger Bürgerschaft prunkvoll empfangen, wobei mehrere Tage große Festlichkeiten stattfanden. 1596 erwählte Herzog Wilhelm, nachdem er sich mit seinem Bruder Friedrich, der in Mitau seinen Wohnsitz hatte, in die Herrschaft über Kurland geteilt, Goldingen zu seiner bleibenden Residenz. Im Februar 1610 führte er hier seine Gemahlin Sophie, eine geborene Prinzessin von Brandenburg, heim. Am 7. November desselben Jahres wurde hier der spätere Herzog Jakob in der Stadtkirche getauft. Im Oktober 1645 feierte dieser hierselbst durch 7 Tage währende Festlichkeiten die Heimführung seiner Gemahlin Luise, einer Schwester des großen Kurfürsten. Ebenso hielt 1691 Herzog Friedrich Kasimir mit seiner Gattin einen feierlichen Einzug in die Stadt. Dieser Herzog, welcher von 1681—98 regierte, ließ hier auch mit großen Kosten einen schönen Tiergarten anlegen. Da sich der herzogliche Hof oft in Goldingen aufhielt, so waren hier viele Beamte und Edelleute ansässig. Dadurch nahmen Handel und Verkehr einen großen Aufschwung, wobei als Hafenstädte Windau, Sackenhausen und Libau dienten. Schon 1594 soll ein hiesiger Kaufmann Goßing, der 12 Schiffe besessen habe, in geschäftlicher Verbindung mit Lübeck, Holland, Frankreich und Spanien gestanden sein. Besonders blühte der kurländische Handel unter Herzog Jakob, dessen Schiffe sogar nach Amerika, wo ihm die Insel Tabago gehörte, und nach Afrika gingen. Als später die Herzöge Mitau zur dauernden Residenz erwählten, Kriege übers Gottesländchen hingingen und 1709 die schreckliche Pest das platte Land und die kurländischen Städte entvölkerte, sank Goldingen zu einer armen Stadt herab. Dennoch hat es sich als Sitz eines Oberhauptmannsgerichts und als Kreisstadt eine gewisse Bedeutung bis in die neueste Zeit hinein bewahrt. (Vgl. Alb. kurl. Ansichten. Goldingen.)

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Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/104&oldid=- (Version vom 20.8.2021)