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einen von tyrannischer Willkür auferlegten Zwang deutet, erinnert an die symbolischen Prozessionen, welche als Ehrenstrafen aus dem Mittelalter bekannt sind. Missethäter mußten in demüthigendem Aufzuge, ein Zeichen der verwirkten Strafe auf ihrem Hals oder Rücken tragend, vor ihrem Herrn erscheinen und eine vorgeschriebene Strecke Weges wandern[1]. Kaiser Friedrich I der Rothbart setzte diese zum Theil schon veralteten Ehrenstrafen mit großer Strenge wieder in Kraft. Pfalzgraf Hermann und zehn Grafen, welche den Landfrieden gebrochen hatten, wurden am kaiserlichen Hoflager zu Worms, Weihnacht 1155, verurtheilt, jeder einen Hund eine deutsche Meile weit zu tragen. Als das rebellische Mailand 1158 bezwungen war, erschienen die Rathsherren, Edelleute usw. barfuß und ein blankes Schwert am Halse vor dem Richterstuhl des Kaisers; und nach der zweiten Kapitulation 1162 mußte die ganze Mailändische Bürgerschaft mit Stricken um den Hals ausziehen. Sollte nicht Friedrichs Vetter, Herzog Heinrich der Löwe 1149, als er „die Reichsfeinde die Dithmarscher“[2] bezwungen hatte, denselben eine ähnliche Demüthigung auferlegt haben? Die Weide, d. h. der aus frischen zähen Eichen- oder Weiden-Gerten gedrehte Strang, der früher anstatt des hänfenen Seils wie zur Fesselung und Hinrichtung, so auch bei der Ehrenstrafe gebraucht wurde[3], mochte später, als die alte Sitte in Vergessenheit gerieth, mit dem Klawen verwechselt werden.

  1. Grimm: „Deutsche Reichsalterthümer“ S. 713 uff.
  2. „accepta victoria de hostibus regni Thiedmarskiensibus, qui Rotholfum marchionem principem et comitem suum jam pridem interfecerant“, heißt es in den Heikenbütteler Urkunde Heinrichs des Löwen vom 13. September 1149.
  3. „cum torquibus vimineis circa collum quasi ad suspensionem parati“ (Grimm a. a. O. S. 714; vgl. S. 683–84).
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Heinrich Handelmann: Zwei Bauernburgen in Dithmarschen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holsteinische und Lauenburg. Band XXV, Vierte Folge, Seite 3 - 16, Commissions-Verlag der Universitätsbuchhandlung, Kiel 1873, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bauernburgen_in_Dithmarschen_13.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)