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Die Gräfin zu Wertheim.

Empor vom goldnen Strome,
Vorbei am schlanken Dome,
Hinauf ins Himmelsblau!
Mir winkt aus dichter Stämme Nacht

5
In herrlicher Verwüstungspracht

Zerrissner Fürstenbau.

Fort, zwischen Mauerzacken,
Durch, mit gebeugtem Nacken,
Durchs steinverhängte Thor!

10
Hinan, wo Thurm auf Thurm sich stellt,

Wo kühn wie aus der Alpenwelt
Ein Gipfel ragt hervor!

Jetzt klettern und jetzt springen,
Leicht über Kluft sich schwingen,

15
Tief unten Thal und Fluß:

Ich weiß nicht, ist es Menschenspur,
Ists ew’ger Fußtritt der Natur,
Vorüber wallt mein Fuß.

Sind Wände diese Rippen?

20
Sind Säulen diese Klippen?

Ist dieses Holz nicht Stein?
Ist all der Bau kein Felsenspiel?
O Kastellan, so sag’ mir viel,
Recht viel aus jener Zeit!

25
Nenn’ alle die Geschlechter,

Nenn’ Fehden mir und Fechter
Um Brücke, Thor und Haus!
Von Freud’ und Frieden melde mir!
Sprich: welche Sänger gingen hier

30
Mit Harfen ein und aus?
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 654. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_654.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)