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Manch Schifflein auf dem Mainstrom bald auf diese
Und bald auf jene Seite segelnd strebt:

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Da tönet, bei der dritten Stunde Schlage,

Vom Thurm der Schall des Glöckleins alle Tage.

(Aus der in der Didaskalia mitgetheilten Serie „Mainsagen.“ Siehe Jahrg. 1844. Nr. 54. Vergl. auch Mone’s „Anzeiger“ Jahrg. 1835. S. 163.)


Das Schaf fängt den Wolf.

Vor langer Zeit, als die Gegend bei dem Dorf Eichel am Main noch mit Wald bedeckt war, kam ein Mann mit einem Schafe zu der dortigen Wallfahrtskirche, die „Maria zur Eiche“ heißt. Er band das Schaf außen an die Kirchthüre und ging hinein, sein Gebet zu verrichten. Mittlerweile kam aus dem Wald ein Wolf gegen das Schaf, dieses riß sich los, und sprang in die Kirche und der Wolf ihm nach. Da lief es zur Thüre zurück, faßte den Strick, der daran hängen geblieben war, und riß die Thüre im Hinauslaufen zu. Der Wolf war nun eingesperrt und wurde umgebracht.[1]

(S. Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1837.)


Die Leiten.

Bei einer Beschießung Wertheims wollten die Franzosen, welche die Stadt inne hatten, sich das Mainthal hinauf zurückziehen, allein hinter Eichel fanden sie alle Berge am Wege bis Urphar von ihren Feinden besetzt. Diese überschritten die Franzosen mit Kugeln und Felsstücken und brachten ihnen eine solche Niederlage bei, daß der Main durch die Menge der Leichname gestaut wurde. Die Bauern von Bettingen schifften


  1. Das über der nördlichen Kirchenthüre ausgehauene Bild: ein Widder mit dem Kreuze, gegen den ein Wolf den Rachen aufsperrt, wird auf diese Sage gedeutet, so wie auch das in der Gegend übliche Sprüchwort: in Eichel fängt das Schaf den Wolf – darauf Bezug hat.
    M.     
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 647. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_647.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)