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3. Daß in der Christnacht das Vieh miteinander spreche, wollte ein Mann nicht glauben; um nun darüber Gewißheit zu erlangen, legte er sich in seinen Stall unter die Krippe. Zwischen eilf und zwölf Uhr sagten die Ochsen zu einander: „In Kurzem bekommen wir in unserm Hause Trauer, denn unser Herr wird sterben! –“ Wirklich war drei Tage darauf der Mann eine Leiche.

Ein Anderer, der, einer Wette wegen, im Stall auf das Reden des Vieh’s wartete, wurde am Morgen daselbst todt gefunden.

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1839.)


Spinne nicht im Mondschein!

Zu Gamburg saß eines Abends eine Frau in der Stube allein und spann, ohne anderes Licht als den Mondschein. Da trat ein weißes Männlein herein, legte eine Menge Spulen hin und sagte: „Diese Spulen mußt du, bis ich in einer Stunde wiederkomme, alle umsponnen haben, sonst drehe ich dir den Hals um!“ – Hierauf ging es fort; die Frau, in größter Angst, wußte sich lange nicht zu helfen, endlich aber fiel ihr doch ein Rettungsmittel ein. Sie umspann jede Spule einmal, womit sie bis zu des Männleins Rückkunft fertig wurde. Als dieses die Spulen in Augenschein nahm, sprach es: „Das hat dir Gott angerathen, daß du es so gemacht hast! Es hätte dir sonst den Hals gekostet!“ Hierauf nahm es dieselben und entfernte sich. Von der Zeit an hat die Frau nie wieder im Mondschein spinnen mögen.

(Siehe Mone’s „Anzeiger“ Jahrg. 1839.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 635. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_635.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)