„Der Rache Tag ist nahe, – es lebt noch ein Gericht,
Dem bist du längst verfallen und ihm entgehst du nicht!“
Und schrecklich tönts dem Ritter, daß ihm das Herz erbebt,
Erst als am frühen Morgen die Sonne wieder schien,
Da fanden auf der Mauer die Diener liegend ihn.
Ritters Strafe.
Was schallen die Trompeten an jener Burg so hell?
Die Rache ist gekommen, ereilt den Ritter schnell;
Wie an der edlen Gattin der Ritter hat gethan.
Mit Schwertern und mit Lanzen, zu Wagen und zu Roß,
Naht nun der Burg von Rosenberg ein stolzer Kriegertroß,
Kaufleute haben ihnen auch große Hülf’ gebracht,
Den ersten Sturm zu wagen, den Mauern sie sich nahn,
Es dringen viele Krieger auf Leitern schon hinan;
Der Ritter und die Seinen, die werfen sie hinab,
Dort fanden sie im Abgrund ein schauervolles Grab.
Von Allen die da kamen, drang Keiner dort hinan,
Von oben wirft man Felsen, gießt heißes Oel herab,
Und alle finden unten ein frühes blutig Grab.
Und als die Sonne tauchte zum fernen Ocean,
Schon wären sie verzagend nach Hause fast gekehrt,
Da hat man: „Greift zu Feuer!“ im Heere laut gehört.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_621.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)