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„Der Rache Tag ist nahe, – es lebt noch ein Gericht,
Dem bist du längst verfallen und ihm entgehst du nicht!“

Und schrecklich tönts dem Ritter, daß ihm das Herz erbebt,

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Er sinkt zur Erde nieder, wie wenn er nimmer lebt’;

Erst als am frühen Morgen die Sonne wieder schien,
Da fanden auf der Mauer die Diener liegend ihn.


3.
Ritters Strafe.

Was schallen die Trompeten an jener Burg so hell?
Die Rache ist gekommen, ereilt den Ritter schnell;

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Es haben die Verwandten die Kunde bald empfahn,

Wie an der edlen Gattin der Ritter hat gethan.

Mit Schwertern und mit Lanzen, zu Wagen und zu Roß,
Naht nun der Burg von Rosenberg ein stolzer Kriegertroß,
Kaufleute haben ihnen auch große Hülf’ gebracht,

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Zu retten die Gefangnen, die schmachten dort in Nacht.


Den ersten Sturm zu wagen, den Mauern sie sich nahn,
Es dringen viele Krieger auf Leitern schon hinan;
Der Ritter und die Seinen, die werfen sie hinab,
Dort fanden sie im Abgrund ein schauervolles Grab.

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Wohl stürmen frische Mannen auf jener steilen Bahn,

Von Allen die da kamen, drang Keiner dort hinan,
Von oben wirft man Felsen, gießt heißes Oel herab,
Und alle finden unten ein frühes blutig Grab.

Und als die Sonne tauchte zum fernen Ocean,

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Hat Keiner noch vollendet die steile Felsenbahn;

Schon wären sie verzagend nach Hause fast gekehrt,
Da hat man: „Greift zu Feuer!“ im Heere laut gehört.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_621.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)