„Wohlauf ihr frühen Wandrer, gebt eure Habe her,
Wo nicht, so büßt mit Kerker und Tod die Gegenwehr!“
Der Kaufmann greift zur Waffe und wehrt sich für sein Gut,
Hei! wie die Schwerter klirren, wie sprudelt auf das Blut!
Wie saust es durch die Lüfte, wie blutet Mann und Pferd!
Dort sinkt ein Wandrer nieder, ein Lanzenknecht hier fällt!
Von Rosenberg, der Ritter, der hat ihn rasch zerspällt;
Er tobt und haut so grimmig, der Muth zum Zorn ihm schwoll,
Der Ritter steigt vom Rosse, wie ist es ihm so heiß!
Wie ist sein Arm ermattet, wie triefet er von Schweiß!
Wie ist sein Schwert voll Scharten, und wie so blutig roth!
Wohl Manchen hat er heule gesandt zum frühen Tod!
Schon lange hat er nimmer so reiche heimgebracht;
Besieht dann die Gefangnen: „Willkommen in der Haft,
Ich hab’ dich lang erwartet, du werthe Kaufmannschaft!“
Drauf tragen sie die Beute zu Ritters Schlosse fort,
Und hinter dem Gebüsche verschwinden Alle bald,
Und wieder stille wird es und einsam in dem Wald.
Ritters Frevel.
Was rauschet auf dem Schlosse von Rosenberg zur Nacht,
Wenn alles eingeschlafen und Niemand hält mehr Wacht?
Deß Gang voll hoher Würde, deß Antlitz hold und mild.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 619. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_619.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)