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Von dieser Zeit an bis zum heutigen Tage kommt der Schillingstadter Schulze allemal zu spät, wenn die Schulzen vor dem Amt in Boxberg erscheinen müssen.[1]

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernh. Baader in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)


Wölfingen.

Das Dorf Wölchingen bei Boxberg hieß ursprünglich „Wölfingen“ und hatte diesen Namen daher, weil einst eine Wölfin aus dem nahen Walde zwölf Kinder, die auf Schlitten die kleine Anhöhe hinabfuhren, überfiel und zerriß. An dem Orte, wo dies geschehen, ist ein hölzernes Kreuz aufgerichtet und er heißt noch heute die Wolfsgrube, so wie der dortige Weg: der Todtenweg.


Von der Burg zu Boxberg.
(Aus Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)

1. Auf diesem Bergschloß lebte vor Zeiten eine Freifrau von Rosenberg, welche den Armen viel Gutes that. Um dies vor ihrem Gemahle zu verbergen, unternahm sie manche heimliche Gänge, welche der Ritter doch zuletzt merkte und daraus Verdacht schöpfte, sie sey ihm untreu und stehle sich zu einem Buhlen. Er schlich ihr daher, als sie wieder so weggegangen war, mit einem Beile nach, um ihr, wenn er sie schuldig erfände, auf frischer That das Leben zu nehmen. Am Burggraben aber fand er sie, beschäftigt, unter die Armen, welche dort schanzen mußten, aus einem Korbe Brod und Wein zu vertheilen. Da sah er reuig seinen Irrthum ein, und lebte fortan


  1. Abweichend wird unter Anderm auch erzählt, die Schulzen seyen nach Heidelberg gegangen, um sich bei dem Pfalzgrafen über ihres Ritters Bedrückungen zu beklagen. Auf dem Hinwege hätten sie sich in der Herberge zu Adelsheim unvorsichtigerweise über ihr Vorhaben geäußert und heftig auf den Rosenberger losgeschimpft. Eine Magd, welche zugehört, habe später, als sie auf der Burg Boxberg im Dienste gestanden, die Sache dort ausgeplaudert und dadurch die Hinrichtung der Schulzen veranlaßt.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 615. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_615.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)