Haupt von einer Strahlenkrone umkränzt, vor ihm stand. Mit erhabener Milde sprach der Engel, – denn ein solcher war der Fremdling – „Gott hat dein Flehen erhört; geh’ ein zur Ruhe, zum ewigen Frieden!“ – Mit diesen Worten gab er ihm einen Kuß auf die Stirne; der Greis sank zurück und seine Seele schwang sich empor in die bessere Welt. Am Morgen fanden die Waller den Verblichenen, als läg’ er nur im ruhigen Schlummer, an seinem kleinen Altare von Rinden und Moos. Sie begruben ihn unter Gebet und Thränen und erbauten auf dieser Stelle ein Kirchlein, das sie dem Erzengel Michael weihten.
„Nimm an den Ring, ihn trug mein Schwesterlein,
Eh’ zu dem See sie ging im Hertha-Hain,
Wo sie der Göttin Opfer wollte seyn!“ –
Friedhilde sank zurück, wie lichter Schnee,
Ihr seyd kein Christ, Ihr opfert noch im See?“
„Vieledle Frau! – Herr Siegbert! – seyd mir mild:
Bin ich kein Christ, so trag’ ich Speer und Schild
Und herzlich lieb’ ich Eure Friedehild!“ –
Schwör’ ab den Götzenfrohn, in dem du bist:
Dann wird Friedhilde dein in kurzer Frist!“
Der Jüngling geht und – kehret nimmermehr.
Friedhilde weint, es stirbt ihr Vater hehr,
„Will Gott mich einsam, gut, so will ich’s seyn!
Ade, Ade, du Burg auf hohem Stein,
Im Walde bau’ ich nun die Wohnung mein!“ –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 601. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_601.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)